Noël Martins Lebensgeschichte hat deutschland- und europaweit viele Menschen bewegt. Der rechtsradikale Anschlag gegen ihn, der ihn seit diesem Zeitpunkt an den Rollstuhl fesselt, aber auch sein Kampf gegen Rassismus und die Gründung eines Fonds zum Austausch von Jugendlichen fanden große Beachtung. In seiner Autobiografie schildert er spannend und ergreifend, authentisch und manchmal fast heiter seine Geschichte.
Noël Martin wurde am 23. Juli 1959 in Jamaika geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Als Migrant ging er zunächst nach England, machte sich als Handwerker selbstständig und kam so auch nach Deutschland.
Am 16. Juni 1996 wurde er Opfer eines rassistischen Anschlags im brandenburgischen Mahlow. Er gehörte zu den etwa 80.000 Montage- und Bauarbeitern aus Großbritannien und Irland, die zu diesem Zeitpunkt in Deutschland arbeiteten. Er war von zwei 17 und 24 Jahre alten Männern aus der rechtsradikalen Szene mit einem Auto verfolgt worden. Nach einem Steinwurf aus dem Fenster des vorbeifahrenden Fahrzeuges prallte sein eigener Wagen gegen einen Baum. Seitdem ist er vom Kopf abwärts querschnittgelähmt. Beide Täter, die zu fünf und acht Jahren Haft verurteilt wurden sind inzwischen wieder frei. Beide Täter zeigen keine Reue, eine Entschuldigung bekam Noël Martin nie.
Diese und andere Übergriffe gaben in Mahlow Anlass zur Gründung der Initiative "Tolerantes Mahlow" sowie der Aktion "Noteingang", die im Jahr 2000 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2001 regte Martin einen Austausch zwischen Jugendlichen aus der Region und seiner Heimatstadt Birmingham und die Stiftung des Noël-und-Jacqueline-Martin-Fonds an.
Am 23. April 2007 wurde die Autobiografie von Noël Martin durch den brandenburgischen Ministerpräsidenten Platzek der Öffentlichkeit vorgestellt. Zahlreiche Medien aus dem In- und Ausland berichten seither über den Autoren und sein Buch.
Am 14. Juli 2020 ist Noël Martin im Alter von 60 Jahren in seiner britischen
Heimatstadt Birmingham in einem Krankenhaus gestorben, wie der Rundfunk
Berlin-Brandenburg unter Berufung auf seine Pflegerin berichtete.
Der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke erklärte anlässlich
des Todes von Noël Martin: "Noël Martin hat nach dieser schrecklichen Tat
die Kraft gefunden, vor allem Jugendliche vor Rassismus und
Rechtsextremismus zu warnen und für Toleranz und Verständigung einzutreten.
Durch seinen unerschütterlichen Willen und seine klare Haltung, sich für ein
gewaltfreies Miteinander einzusetzen, ist er für Viele zu einem Vorbild
geworden. Der Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus ist eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die jüngsten Ereignisse etwa in Halle oder
Hanau zeigen eindrücklich, wie wichtig und notwendig dieses Engagement ist.
Wir können nicht ungeschehen machen, was Noël Martin in unserem Bundesland
passiert ist. Aber sein Schicksal ist uns Verpflichtung, diesen Kampf in
seinem Sinne fortzusetzen." (Pressemitteilung der Staatskanzlei Brandenburg
vom 15.07.2020)