Tausende und abertausende von Toten, eine unbestimmte Anzahl von Vermissten, über die man nie mehr etwas erfahren wird. Nebenwirkungen eines von Europa einseitig gegen Migranten erklärten Krieges mit dem Ziel, die irreguläre Migration zu bekämpfen und gleichzeitig die legalen Einreisemöglichkeiten zu blockieren − sogar für Asylsuchende.(...) Im Zentrum (der europäischen) Abschottungspolitik stehen Übereinkünfte über gemeinschaftliche Patrouillen sowie die Aktivitäten der Agentur Frontex. Diese wurde im Jahr 2004 von der Europäischen Union für die Kontrolle der Außengrenzen und die Bekämpfung irregulärer Einwanderung gegründet. Offenbar schienen die Kontroll- und Rettungsoperationen der Flotten der einzelnen Staaten, wie sie beispielsweise im Kanal von Sizilien stattfanden, nicht mehr ausreichend zu sein, um die irreguläre Einwanderung mit der, von den Befürwortern der Festung Europa erwünschten, Härte zu bekämpfen. Als ob es noch nicht genügend Tote im Meer gäbe und als ob man noch mehr abschreckende Signale an diejenigen senden müsse, die keine andere Wahl haben, als die abenteuerliche Überfahrt auf einem „Seelenverkäufer“ zu wagen.(...) Es scheint unwichtig wie viel Menschenleben das kostet, auch wenn alle EU-Dokumente sich auf die Menschenrechte berufen. Offenbar rufen jedoch solche schwerwiegenden Entscheidungen kein besonderes Interesse von Seiten der öffentlichen Meinung hervor. Vergessen, entfernen, sich abfinden mit der Normalität der Tragödien der Immigration, die in diesem Buch beschrieben werden, das wäre ganz so als ob man die Opfer der irregulären Migration erneut sterben lassen würde.(...) Eine Tatsache ist verbürgt und wird durch die Recherche von Gabriele Del Grande greifbar: jede Verschärfung der Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen gegen irreguläre Einwanderung verändert unmittelbar die Fluchtrouten, hält aber die Migranten nicht davon ab, sich in Bewegung zu setzen, weder an den Abfahrtsorten noch in den Zielländern.
Das vollständige Vorwort können Sie hier herunterladen:
Vorwort zum Buch